Holly, die Einbrecherin

Die Holly.

Also die Holly, sie ist nicht mein kleinstes, aber bestimmt mein cleverstes Pony, war im früheren Leben bestimmt Polizistin oder Panzerknackerin.

Wahrscheinlich sogar beides - eine Umschulung traue ich ihr durchaus zu!

 

Jedenfalls weiß sie ganz genau, was man darf oder was andere (!) nicht dürfen - denn SIE probiert es ja trotzdem. Sie kommt auch überall hinein oder hinaus, ohne Spuren zu hinterlassen und im Fall der Fälle hat sie ja noch ihren steinerweichenden Dackelblick, der sie immer wieder sehr zuverlässig rausreißt.

Einmal waren die Ponies wie so oft in ihrem großen Auslauf, der direkt an unseren Rinderstall anschließt.

Zwei große Flügeltüren und zwei Balken dienen als Abgrenzung (oder Schutz ) zwischen den Muhlikuhs und meinen Chaoten.

 

Zusätzlich ist der Auslauf von Wiesen und dem Acker umgeben - ein wirklich schöner Fleck!

 

Als ich den Ponies am Nachmittag nochmal das Wasser aufgefüllt habe, hielt ich kurz inne und genoss die Idylle. Herrlich!

Doch Halt, irgendwas kommt mir komisch vor. Es ist so ruhig. Zu ruhig!

 

Aber warum? Rosi, Happy und Rhiannon fressen gemütlich am Heunetz, Holly ist vermutlich am unteren Heunetz oder schläft irgendwo außer Sicht. Also spaziere ich auch zum anderen Heunetz und danach auch auf die kleine Wiese - hä? Kein Wuschelpony da! Von Holly fehlt jede Spur!

 

Na toll!! Zaun ist intakt, Strom läuft, die Türen zum Stall sind zu und das Pony ist trotzdem weg!

Sommer, Sonne, Sonnenschein, frisch abgeerntete Wiesen, Nachbar's Garten in unmittelbarer Nähe - Holly könnte überall sein!

 

Verdattert und gutgläubig pfeife ich mal und rufe sie. Ich weiß zwar schon vorher, dass es nix bringt, denn so ein ausgebüchstes Pony gibt die gestohlene Freiheit ja nicht sofort und schon garnicht freiwillig wieder her!

Die anderen Ponies stimmen inzwischen in mein Rufen ein. Aber nicht flehentlich im Sinne von "Wo bist du? Bitte komm zurück!" sondern eher vorwurfsvoll im Sinne "Schwing deinen Hintern wieder her zu uns, aber Dalli!!"

Das macht mich stutzig und so sehe ich mir auch die sorgfältig geschlossene (!) Flügeltür zum Kuhstall mal genauer an. Geht garnicht so leicht auf, das schwere Ding! Drinnen sehe ich, dass die zwei Trennbalken grad so verschoben sind, dass sich ein Pony durchquetschen kann!

 

Fünf Schritte weiter, inmitten den total gechillten trockenstehenden Kuhherde steht dann auch schon Holly, engelsgleich mit Dackelblick - sie hält aber vorsichtshalber trotzdem die Luft an. Man weiß ja nie!

 

Natürlich gibt's ein Donnerwetter denn einbrechen ist fast so schlimm wie ausbrechen und überhaupt! Einfach starr stehenbleiben und abwarten... tztztz! Zumindest Zurückbrummeln wäre drin gewesen!

Na jedenfalls musste sie dort schleunigst raus (als hätte sie irgendwas von der schmackhaften Silage am Futtertisch übrig gelassen! ).

 

Das ging NATÜRLICH nicht auf demselben Weg, den Frau Panzerknacker beim Einstieg benutzt hatte, Nein! Ich musste schon beide Balken wegräumen und zumindest eine Tür gaaanz weit aufmachen, damit Holly und ihr Riesenego durchpassen!!

Gleichzeitig musste ich sowohl vor als auch hinter mir schauen, dass ich nicht überrannt werde - die Kühe wollten ihre neue Freundin nicht einfach gehen lassen und Rosi wollte unbedingt rein!

 

Als ich die Großen soweit sortiert und den Weg frei gemacht hatte, ist Holly gemächlich und nobel wie die Kaiserin von China an mir vorbeigeschritten.

 

Kein Milligramm Reue! Keine Hektik, keine Eile! So eine Funz'n!

 

So, ich muss dann wieder weiter. Patrollie und so Mal sehen, wieviele Ponies ich aktuell habe Schönen Tag!

Alles Liebe, eure Kerstin

 

Bild: Holly, als sie noch klein und unschuldig war