Kerstin und die Ponies

Hier seht ihr mich mit meinem ersten Pony, der Shetlandstute "Sissi".

  

Ich bin mit Ponies aufgewachsen. Sie haben mich geformt und zu der (Verrückten) gemacht, die ich heute bin.

 

Keiner weiß wann und woher es kam - das Pferdevirus war auf einmal da und muss wohl ein, zwei Generationen übersprungen haben.

 

Anders ist es nicht zu erklären dass inmitten einer total pferdeneutralen Umgebung so eine Liebe entstand und bis heute bestehen geblieben ist!

 

Diese Pferdeliebe war immer stark, aber nie einfach, denn ich hatte als Kind keine Vorbilder oder Lehrer und habe viel falsch gemacht. 

 

 

Meine erstes Pony: die Shetlandstute "Sissi"

 

Mein erstes Pony war die hübsche schwarze Shettystute "Sissi".

 

Ihr war das Schicksal leider gar nicht gut gesonnen. Ihr Fohlen kam 2 Monate nach dem vom Verkäufer angegebenen Termin zur Welt und war tot, als wir es morgens fanden. 

 

Sissi trauerte sehr lange, war kaum ansprechbar und sichtlich gebrochen. Besserung zeigte sich erst als die einjährige Shettystute "Lisa" bei uns einzog. Sie brachte wieder "Schwung in die Bude" und Sissi erholte sich merklich und zeigte wieder Freude am Leben!

 

Das Leben hatte sie wieder und das merkte man einfach - ich ganz besonders, denn mein "Lenz" war vorbei. 

Das Pony ließ sich nicht mehr einfach "bedienen" und merkte sich jeden meiner Fehltritte genau.

 

Innerhalb kürzester Zeit bekam ich immer öfters ihren Hintern anstatt ihres Kopfes zu sehen!

 

Da war ich nun. 9 Jahre alt, total ponyvernarrt, 2 Ponys daheim und nix damit anzufangen!

 

Ich muss schon damals ziemlich stur gewesen sein, jedenfalls beschloss ich dass die Situation so nicht bleiben könne. Ich habe wohl alles versucht um besonders Sissi (die Lisa mochte mich von Anfang an) von mir zu überzeugen - Zuckerbrot und Peitsche, schmeicheln und schimpfen, ziehen und zerren - damit biss ich bei Sissi auf Granit.

 

Sie hat mich öfters bloßgestellt und auflaufen lassen als ich zählen kann... peinlich, peinlich... ein richtiges Charakterpony das sehr wohl zwischen "gut" und "böse" unterscheiden konnte. Wobei in ihren Augen natürlich und ausschließlich Letzteres auf mich zutraf... 

 

Das änderte sich erst als ich begann an mir selbst zu arbeiten und den Ponies ihre Freiheiten ließ, ohne versuchen sie zu unterdrücken und in eine Form zu zwängen. Und plötzlich passte es! Der Knoten ging auf.

 

Stetig, jeden Tag ein kleines Stück, ein bisschen mehr in die richtige Richtung...  wir bekamen richtig Freude aneinander!

Egal ob damals oder heute - das Begrüßungs-Brummeln meiner Ponies lässt mich immer wieder auf Wolken schweben und macht mich unglaublich froh.

 

Ausritte alleine oder zu zweit mit den Ponys (ohne Sattel natürlich, sowas konnten wir uns damals nicht leisten) waren mit der Zeit ebenso möglich wie stehend vom Ponyrücken aus Kirschen zu pflücken...!

 

Auch wurde in dieser Zeit der Grundstein für meine Fahrleidenschaft gelegt... 

 

Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück und bin froh eine so tolle (wenn auch sehr anspruchsvolle) Lehrmeisterin gehabt zu haben!

 

1+1 = viele Ponies

 

Wir zogen zwei Fohlen aus Lisa (die ein richtig liebes Kinderpony wurde):

1999 Biene (vom Shetland-Tigerscheckhengst Peppino)

2001 Nicky (von Shetland-Rapphengst Erwin)

 

Nicky wurde als Jährling verkauft, Biene behielten wir für uns und ich habe mit ihr sehr, sehr viele Stunden im Gelände verbracht.

 

Daraus entstand eine wirklich tiefe Verbindung, die die spätere Ausbildung zum Spaziergang machte.

 

Biene bekam ebenfalls 2 Fohlen:

2002 Dixie (von Walters PB-Schecke Maiki)

2005 Pippilotta (von Shetland-Rappscheckhengst Rocky)

 

Leider hat sich Biene von einem Weideunfall nicht mehr erholt, sodass wir sie kurz nach Absetzen ihres zweiten Fohlens erlösen mussten. 

 

Bienes erstes Fohlen Dixie war eine richtig gut gelungene Mischung - ein wunderschönes Köpfen mit großem, klarem, ruhigen Auge, wunderschöner Scheck-Zeichnung und einem Charakter und Bewegungsqualität wie sie - wie ich heute weiß - für Welshies typisch ist.

 

Was ich aber damals nicht wusste, ist dass Welshies extrem intelligent sind (noch mehr als Shettys) und so kam es dass mich Dixie ein ums andere Mal austrickste und fast zur Weißglut brachte.

 

Dreijährig war nicht wirklich was mit ihr anzufangen und somit schlugen alle Versuche mit der Arbeit zu beginnen, komplett fehl. Also hab ich dieses Pony nochmal mit den Worten "Mit dir mach ich nie wieder was!" auf die Weide gepackt und fortan ignoriert.

 

Kaum vierjährig, erwachte der Arbeitseifer in der kleinen Funzn und meine eben erwähnten Vorsätze gingen flugs über Bord. Ein Pony das von weitem wiehert und ständig brummelnd neben einem her läuft und anklagend schaut wenn man ein anderes Pony zur Arbeit holt, kann man nicht lang ignorieren..!

 

Und so begannen wir mit der Ausbildung. Es war als hätte Dixie das Koppelleben satt und saugte alles Neue auf wie ein Schwamm. Weil die Möglichkeiten am Berg begrenzt waren, zog Dixie für den Sommer ins Tal um, wo ich sie erst vom Boden aus aufbaute, dann einritt (Hufschlagfiguren, GGA in der Bahn) und auch mit ihr ausreiten ging.

 

Weil sie das alles in tadelloser Manier erlernte und immer frisch fröhlich ans Werk ging, brachte ich sie im Herbst noch zu Walter (dem wie gesagt Dixies Vater Maiki gehörte) und wir fuhren sie ein.

 

Auch hier machte sie ihre Sache ausgezeichnet und lief vom ersten Mal an perfekt im Zweispänner!

 

Nachdem Dixie mit ihren 1,15m nicht gerade Reitpferdmaße hat, wurde der Wunsch nach einer "größeren Dixie" immer lauter. Ihre Besonderheit konnte ich nur durch das Welsh-Blut erklären - sowas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt.

 

Also, liebes Internet, was weißt du über Welshies? Spuck es aus!

 

 

Rhiannon - (m)eine große Liebe

 

Innerhalb eines Sekundenbruchteils war klar - Welsh Cobs! The one and only!

 

Aber nicht irgendein Cob, nein es musste eine ganz besondere Stute sein. Die genaue Anforderungs-Liste bleibt geheim, man hält mich sonst für größenwahnsinnig und verbannt mich auf eine Insel. Wobei, Wales ist auch auf einer Insel... :D 

 

Ein kleiner Auszug: true to type, lots of bone and movement, great attitude, klar im Kopf, großes schönes Auge, umgänglich, korrekt gebaut, kerngesund, exzellentes Pedigree, gut durchzüchtet, keine Modelinien, vielseitig veranlagt, fahrbar, kurzum ein Cob für alle Fälle!

 

Da war ich dann ziemlich schnell bei den TripleG's im deutschen Grebenhain/Hessen angelangt und zwischen Ulla und mir entspann sich ein reger E-Mail-Austausch der mich heute noch erfreut. VIIIEL später kamen wir auf Rhiannon zu sprechen (ein eigenes Pferd war noch nicht aktuell) und von da weg ließ sie mich nicht mehr los.

 

Der Traum "irgendwann eine richtig schicke Welsh Cob Stute zu haben" rückte im Sommer 2007 plötzlich in greifbare Nähe und ein erneuter, "richtiger" Blick auf die Fotos machte klar, dass ich meinen Jackpot vermutlich längst schon gefunden hatte. 

 

Und so war's dann auch! :-)

 

Nach langem Bangen (immerhin gab es noch einige Kaufinteressenten vor uns) kam das OK (es fühlte sich an wie ein Ritterschlag!) von Ulla dass wir sie uns anschauen dürften und was soll ich sagen? Es war allerseits Liebe auf den ersten Blick!


"Mini" (das war ihr Spitzname bei der Züchterin) wusste gar nicht so Recht wem sie als erstes auf den Schoß krabbeln sollte!

 

 

1 + 1 = 4 eigene Ponies. Ich lebe nur einmal!

 

Wie ging es weiter?

 

Seit November 2007 wohnt Rhiannon nun bei uns im Lavanttal, 2011 habe ich mir ein ganz bezauberndes Welsh Mountain Fohlen namens Elli Pirelli gekauft. 

 

2013 ist Elli Pirelli leider überraschend (und tragisch) verstorben. 


Ohne Welsh Mountain Pony wollte ich aber nicht mehr sein, deshalb zog 2014 die tolle Holly bei uns ein. 

2016 ist Rosi, Rhiannons Tochter auf die Welt gekommen und ein Jahr später ist Happy als Spielkameradin für Rosi eingezogen. 

 

Jetzt ist unser Team komplett und ich freue mich immer riesig, wenn ich meine kleine tolle Ponyherde sehe. Die vier haben mich längst um den Huf gewickelt und machen mich glücklich. 


Du wirst sie auch lieben!

Ja, das waren die Anfänge... ich lerne täglich dazu!

 

Früher wollte ich immer eine "Dixie" oder eine "Sissi" in Groß - von Sissi den Charakter, die Stärke, die Geradlinigkeit, von Dixie den Eifer, die Freundlichkeit, die Leistungsbereitschaft, den Show-Attitüde und den "AHA-Effekt".

 

Ja und heute habe ich Rhiannon, die meine Erwartungen nicht erfüllt, sondern allesamt übertroffen hat. Sie ist einfach der WAHNSINN.

 

Und mit ihr und für sie habe ich mir eine kleine feine Herde aufgebaut. Die mich glücklich macht und mit der ich dein Kind glücklich machen kann!

 

Jetzt werde ich tatsächlich ein wenig schwermütig und kann garnicht sagen wie dankbar ich bin. *aufholzklopf*

 

Ohne die Ponys würde mir viel Farbe im Leben fehlen und vor allem - ich hätte so viele tolle, einzigartige und fabelhafte Menschen niemals kennen gelernt! 

 

Und ich hätte auch nicht den tollsten Job der Welt, das hätte ich jetzt fast vergessen zu erwähnen ;)